Er ging langsam reihum und legte sich sanft auf unsere Lungen. Zaghaft stößt er vor, in jede Blutbahn, in jede Zelle. Er schnürte uns behutsam die Schwere von der Leichtigkeit des Lebens ab und schiebte uns nun in den Raum, der uns einschließt und gleichsam frei lässt. Er verabschiedete sich kurz und lässt uns mit unserem betäubten Verstand allein.
Ich beobachtete nun meine eingeschlossenen, freiliebenden Mitspieler und mich in der Macht des Gemüts und suchte nach Antworten, die meine Faszination erklären sollten.
Wir saßen am Tisch. Um uns herum kaltes Geschirr, ausgedrückter Zigarettenrauch und eine gewisse Hilflosigkeit. Ich lächelte, weil mein Körper ohne das Wissen des Kopfes die Steuerung für meine motorischen Handlungen übernommen hat. Ohne zu fragen, setzte sich mein Körper mit seinen momentanen Bedürfnissen durch und erklärte meine Feinmotorik für einen längeren Zeitraum für tot. Doch mein Kopf wurde nicht stillgelegt. Stattdessen zog er sich den übergroßen Mantel des Drangs an und durchflutete mich mit neuen, kurzlebigen Sichtweisen.
Ich sah meinen linken Mitspieler in seinen Eigenheiten versunken. Spitzfindigkeit und Passivität sind unterhaltsame Spiegelbilder und brachten mich zum nicht nachvollziehbaren Lachen. Zugleich drängte sich eine sehr naive und liebselige Eigenart von ihm ans verrauchte Küchenlicht, welches mir noch nicht vertraut schien. Doch im selben Augenblick war mir dieses Phänomen vollkommen gleich. Stattdessen verspürte ich den unersättlichen Hunger, den ich mit meinen Mitspielern versuchte zu beruhigen, indem wir uns der Schlemmerei hingaben. Brot, Cornflakes, Pesto, Oliven und noch mehr Brot, Cornflakes, Pesto und Oliven. Das Schmieren der Brote wurde zum konzentrationsfüllenden Akt, welcher in eine solche Länge gezogen wurde, dass das eigentliche Brotschmieren zu einer neuen Lächerlichkeit von uns wurde. Wir lachten über unsere eigene Hilflosigkeit, dann über unsere Lacharten bis hin zum herunter gefallenden Brot. Diese Übertriebenheit führte uns Schmerzen in den Bauch. Wir lachten Tränen und verzerrten minutenlang unsere Gesichter. Es tat gut in die Augen der anderen zu schauen, um die Gewissheit zu haben, dass sie sich auch der Realität entzogen hatten.
Wir mussten aufbrechen. Wir waren doch zu jener Feier eingeladen, die uns in diesem Zeitpunkt nicht klar werden wollte. Für jede neue Handlung brauchten wir doppelt soviel Konzentration, Mühe und Zeit. Für jede neue Handlung musste kein wirklicher Sinn dahinterstehen. Für jede neue Handlung wurde man immer vergesslicher.
Und doch haben wir einen Satz nicht vergessen können, der in dieser Nacht entstand:
„Ich höre mich von innen ganz anders an, als andere von außen!“
Ich weiß, dass ich ihn in jener Nacht vollkommen nachvollziehen und verstehen konnte und nun reiht er sich implizit in mein Unterbewusstsein ein und traut sich nicht mehr hinaus. Ich will dich wiedersehen und laufe dir hinterher.