Freitag, 14. November 2008

Jetzt warte mal!

Heute Morgen musste ich darauf warten, dass mein Duschwasser doch endlich die gewünschte Temperatur annimmt, um endlich den Schlafdreck von der Haut zu waschen. Kurz darauf durfte ich fünf Minuten nackt darauf warten, dass die billige Körperlotion doch endlich einzieht, um meinen nun völlig erfrorenen Körper anzukleiden. Erneutes Warten passte mich an der Busstadion ab, damit ich noch etwas Zeit für meine Abneigung gegen den kurz zuvor wegfahrenden Bus haben konnte. Nachdem ich mein Ziel erreicht hatte, erwartete mich eine immens lange, verschlafende Menschenschlange vor dem Kopierer, der die Nutzung von 120 Studenten zu verantworten hatte.
In diesem Moment hätte ich meine Schrotflinte aus meiner Umhängetasche ziehen sollen, um die Zeit des Wartens, die in meinen Augen wie eine Dunstwolke über der wartenden Menschenschlange hing, abzuknallen, bewusstlo
s zu treten und eventuell auszulachen. Stattdessen stellte ich mich artig an das unendliche Ende der Schlange und wartete.
Führe ich mir vor Augen, dass ungefähr ein Drittel meiner Vormittage aus einem Lebensumstand, des Wartens, besteht, wird mir etwas schlecht. Zusätzliche Übelkeit bereitet mir der Umgang mit dieser zeitaufwändigen Misere.
Ungeduld, Nervosität und reichlich Langeweile sind die Mitbringsel des Wartens. Zumindest denken wir an solche Empfindungen, wenn uns bewusst ist, dass wir gerade warten. Doch wie verhält es sich
in Situationen, die uns unbewusst warten lassen. Wir warten unbewusst auf neue Ideen, auf unbeantwortete Klärungen, auf neue Erkenntnisse und doch bleibt dieses „Innere“ Warten in unserem Unterbewusstsein verborgen. Sie scheint nicht vorhanden zu sein, doch wenn wir auf unsere abgeknabberten Finger, unsere knetenden Hände oder unsere stillen Momente blicken, sehen wir, dass wir auch dieses Warten wahrnehmen können und es eventuell zu einem Vier-Augen-Gespräch laden. Ich habe viele ungeklärte Fragen: Kann man das „Innere“ Warten gegenüber dem „Alltagswarten“ als zeitverschlingender ansehen? Sind wir bewusst daran schuld, dass man zu viel Zeit im Leben mit Warten vergeudet? Können wir im Warten auch etwas gut tuendes sehen? Warte ich bereits jetzt schon unbewusst auf eine Niederlage?
Wann hört das Warten auf?

3 Kommentare:

Timmerich hat gesagt…

Geht Warten nicht meist mit Ungewissheit Hand in Hand. Und führen die beiden nicht eine Dreiecksbeziehung mit der Angst? Dieses Gefühl drängt sich mir zumeist auf, nicht nur dann wenn ich auf dem Bahnsteig stehe und mich fragen muss: "Wird die Bahn wohl heute rechtzeitig kommen? Kommt sie überhaupt? Wenn ich dann wieder zu spät komme, wie finde ich meine Seminargruppe, die mit dem Dozenten vom verabredeten Treffpunkt aus, nun irgendwo auf dem Campus umherstreunen?

Aber manchmal hat Warten dann doch ein Ende. Wenn man nämlich deinen neuen Blog entdeckt hat^^ Das was du schreibst ist genial! Freut mich, dass die Abstände zwischen zwei Posts gerade kleiner zu werden scheinen! Grüße aus (Fr)ostberlin!

Echo hat gesagt…

Mit der Ungewissheit gehe ich mit, aber ich kann das Warten nicht wirklich mit der Angst in verbindung setzten. zumindest nicht generell...aber gut zu wissen, dass der Herr Tim auch ein Blog hat.

tobiwei.de hat gesagt…

Ich warte auch auf so einiges. Zum Beispiel auf die nächste Party beim Axel :-)